Dienstag, 25. September 2018

Der Herbst steht auf der Leiter

Von Oulu bin ich dann nach meinem Großeinkauf bei Lidl gestartet in Richtung Norden. Nach 1,5h kam ich an einem Fluss an und fand dort einen deutschen VW Bus vor. Jedoch war der Bewohner schon im Bett. Am nächsten Morgen habe ich dann Marian getroffen, der mit seinem Hund Rémy wie ich, auf unbestimmte Zeit unterwegs war. Er reiste zu der Zeit seit 2 Monaten, war schon in Frankreich,Holland und im Baltikum gewesen und nun entlang der Grenze von Finnland hoch gekommen. Wir haben uns super verstanden und da Marian etwas planlos unterwegs war, habe ich ihn eingeladen zusammen mit Tiama und mir etwas weiter zu reisen. Er hat zugestimmt und so haben wir tolle 5 Tage miteinander verbracht und am ersten Tag gleich die ersten Rentiere gesehen.





Wir kamen an einen See, wo wir spazieren gingen, viele Pilze gefunden haben und noch lange am Lagerfeuer saßen. Marian hat den Abend mit einigen seiner Instrumente, die er dabei hatte zu etwas Besonderem gemacht. Am nächsten Tag wollten wir eine größere Wanderung machen, wurden jedoch aufgehalten, weil Rémy plötzlich verschwunden und für fast eine Stunde nicht mehr zu finden war.
Dazu muss man jedoch wissen, dass Remy ein Jagdhund ist und noch nicht lang an Marians Seite lebt. Er hatte ihn am Anfang seiner Reise in Frankreich aus dem Tierheim befreit und keiner weiß, was der arme Hund schon alles erlebt hat. Er hat große Angst vor ruckartigen Bewegungen und rennt weg, wenn man einen Stock in die Hand nimmt. Jedoch wird das von Tag zu Tag besser und er bekommt nun viel Liebe. Für mich war Rémy etwas ganz Besonderes. Er ist einer der wenigen Hunde die aus dem Tierheim wieder heraus kommen und er hat nun ein Leben, wie es nicht besser sein könnte. Jeden Tag ist er an anderen Plätzen und hat nie eine Leine dran. Ich bin mir sicher, er ist der glücklichste Hund der Welt!
Als wir ihn dann jedenfalls wieder gefunden hatten ging die Wanderung weiter und wir haben ein tolles kleines Feuer zum Aufwärmen auf der Hälfte der Strecke gemacht.









Zurück am Auto haben wir gepackt und sind noch etwas weiter nordöstlich gefahren, hatten wieder ein tolles Lagerfeuer und haben am nächsten Tag eine Wanderung durch die Korouma Schlucht gemacht. Jedoch waren die angekündigten Wasserfälle wegen der Trockenheit kaum zu sehen.

Explosion nach dem Versuch das Feuer auf Beton zu machen :D
Den Fehler macht man nur einmal!!






Von dort ging es dann weiter in den Oulangan-Nationalpark ganz im Osten. Da ich etwas zu schnell unterwegs war und vergessen hatte zu warten, habe ich dort dann Marian verloren. Da es bisher nicht nötig war, hatten wir auch keine Nummern getauscht und waren somit plötzlich wieder Beide alleine unterwegs. Ich bin dann an die Stelle gefahren wo ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, fand ihn dort leider nicht vor und wartete. Und tatsächlich, dort wo man sich verliert, findet man sich auch wieder. Nach einer Stunde waren wir wieder zusammen, haben uns im Wald an einem Fluss ein Plätzchen gesucht und noch lang zusammen am Feuer gesessen. Marian hatte an dem Tag etwas zu feiern. Da ihn das Reisen leider nicht so sehr wie mich erfüllte, hatte er schon vor ein paar Tagen Bewerbungen an Huskyfarmen geschickt und an diesem Abend die Zusage dafür bekommen. Wir tranken gemeinsam darauf und wärmten uns am Feuer. Das Wetter war zwar noch sonnig, jedoch schon sehr kalt. Nachts waren es um die 0°C – bibber bibber!
Da sich unsere Wege nun bald trennten, entschieden wir hier noch einen weitere Nacht zu bleiben und dann Good-bye zu sagen. Wir sind eine tolle kleine Wanderung gegangen, haben zwischenzeitlich wieder Rémy verloren und haben das tolle warme Herbstwetter entlang des Flusses genossen. Marian hat mir dann noch einen Wunsch erfüllt. Ich wollte einmal in Finnland mit einem Boot fahren und das haben wir dann auch getan. Der Fluss hatte eine kleine Bucht und ein Boot lag am Rand mit dem wir dann für ein paar Minuten hin und her geschippert sind. Nicht das größte Erlebnis aber viel Spaß dabei gehabt und der Wunsch würde erfüllt.

Diese Steine kommen in den Schlafsack und sollen wärmen.

Außentemperatur keine 10°C











Am nächsten Tag haben wir uns dann mit einem weinenden und einem lachenden Auge voneinander verabschiedet. Für ihn ging es wieder etwas südlicher zur Huskyfarm, die dann ab November im Norden, in Levi, zu finden ist. Dort möchte Marian bis mindestens März bleiben. Da wir immernoch Kontakt haben, weiß ich, dass es ihm und Rémy dort sehr gut geht!
Für mich ging es dann Richtung Westen nach Rovaniemi. Die Fahrt dort hin war ein Traum, wie auch die folgenden Tage. Die gigantischen Wälder werden nun alle bunt und man kann sich nicht daran satt sehen. Die Farben sind viel stärker als in Deutschland und durch die Menge hat es eine viel intensivere Wirkung. Wenn dann noch die Sonne dazu scheint, fährst du mit offenem Mund durch die Gegend. Am Straßenrand sonnen sich die Rentiere und es fühlt sich alles einfach gut an.
Auf der Fahrt nach Rovaniemi habe ich mich entschieden – ich brauche eine Angel! Da man in Norwegen im Meer und im Fjord keinen Schein braucht, habe ich Lust das Mal zu testen, finde für 70€ eine gute Erstausstattung und treffe auf einen ganz tollen Verkäufer. Ich gehe zu ihm hin und erkläre, dass ich null Plan vom Angeln habe und aber nun mich ausstatten möchte für Norwegen. Er grinst und geht mit mir zur Angelabteilung. So einen tollen Verkäufer habe ich noch nie getroffen. Er hat mir eine der günstigeren Angeln gezeigt und alles so gut und günstig wie es ging für mich zusammen gestellt. Und dann hat er es mir gezeigt! Wir haben mehrfach die Angel quer durch den riesigen Laden geworfen und mussten immer wieder aufpassen, keinen Kunden zu treffen. An einem großen Stofffisch hat er mir dann noch den Tötungsvorgang gezeigt und so verließ ich ohne Furcht vorm Angeln und glücklich den Laden.



Von dort fuhr ich zu Santa Village, besuchte Santa in seiner Stube und plauderte eine Weile mit ihm. Um die Zeit hat er die Möglichkeit sich richtig zu unterhalten, weil nicht so viele Besucher kommen. Ein Bild mit ihm habe ich leider nicht. Fotografieren war verboten und 10€ für ein A5 großes Bild war mir dann die Sache nicht wert. Aber er sieht genauso aus wie man ihn sich vorstellt ;)





Von Rovaniemi ging es dann am nächsten Morgen weiter in den Norden, in den Pallas-Nationalpark, wo wir eine tolle Wanderung auf den „Gipfel“ machten, uns auf dem Rückweg um eine Stunde verliefen – ich war in Gedanken und Tiama kein guter Spürhund - und dann auf einem nicht so tollen Platz übernachteten. Auf der Wanderung haben wir viele Rentiere direkt vor uns gehabt. Doch bevor ich die Kamera rausholen könnte, hatte Tiama sie schon verjagt. Sie hat echt keine Ahnung wie groß sie in Wirklichkeit ist.







Weiter ging es dann in den nördlichsten Osten von Finnland, wo wir unsere letzte Nacht auf finnischem Boden an einem See mit Sandstrand und Lagerfeuer verbrachten.






Etwas wehmütig ging es dann weiter nach Norwegen.




Regen, Angeln, Regen, Berge, Regen, Fjorde…..

Pünktlich mit der Ankunft in Norwegen begann es zu regnen. Mein Ziel war der östlichste Zipfel, direkt an der russischen Grenze, nach Grense Jakobselv. Ich dachte dort alleine zu sein, jedoch traf ich dort direkt auf 4 Deutsche die hier zum Urlaub machen unterwegs waren.


Da ich nun endlich am Meer war und erlaubt war zu angeln, wurde das direkt getestet. Nach dem 2. Mal auswerfen jedoch, verfing sich mein Blinker, ich hatte einen weniger und die Einstellung zum Angeln wurde direkt etwas schlechter. Dank Ebbe konnte ich mir ihn dann aber am nächsten Tag mit etwas Aufwand zurück holen. Mit hochgezogenen Hosen, T-Shirt und barfuß kletterte ich die nassen Felsen hinab, Schnitt mir die Finger an den  scharfen Muscheln auf und angelte mir den Blinker wieder heraus – yeah!!



Trotz des schlechten Wetters machte ich eine kleine Wanderung zur naheliegenden Kirche...

Kong Oscar II. Kapelle




... und fuhr dann über grauenvolle Straßen wieder zurück Richtung Kirkenes, übernachtete an einem Fjord, angelte wieder vergeblich und versuchte am nächsten Tag mit Gaffa mein Auto etwas regengeschützter zu machen…. Naja, besonders gut hilft es nicht.



Die nächsten Tage bin ich viel gefahren und habe versucht, jeden Zipfel mitzunehmen und endlich einmal einen Fisch an die Angel zu bekommen.

















Rentiere wohin man schaut

Kjølnes Leuchtturm


Um Haare zu waschen muss ich hin und wieder an einem See übernachten.


 Am Slettnes Leuchtturm Nähe Gamvik (der auf dem Festland nördlichste mit dem Auto zu erreichende Punkt) war es dann nun endlich soweit. Etwas überfordert mit dem ersten Fang wusste ich gleich gar nicht mehr was zu tun war, angelte dann aber noch 2 weitere kleine Fische, verlor nun endgültig den ersten Blinker und hatte ein leckeres Abendessen mit selbstgefangenem Fisch.




Was mich jedoch am Tag darauf erwartete hätte ich nie gedacht.




 An einem sehr abgelegten Plätzchen in Veidnes machte ich dann DEN Fang. Ich zog 2 große Fische heraus und eine KingCrab, von der mir schon vorher immer wieder erzählt wurde und es für einige ein Traum wäre, solch ein Tier zu bekommen. Nunja, ich habe sie geangelt, ohne jegliche Ahnung der Zubereitung und keinerlei Wissen welchen Wert eine KingCrab hat. Das Kilo kostet wohl in Deutschland zwischen 100€ und 150€. Also mir hat’s geschmeckt :D ich habe sie mühsam zerlegt und mit Knoblauch und Öl angebraten. Eins muss ich aber sagen, so eine Matscherei brauche ich unter meinen momentanen „häuslichen Vorraussetzungen“ nicht mehr.






Nun ging es Richtung Nordkap! Da mein 2 monatiges immer näher rückte, entschied ich mich dazu mir etwas Zeit zu lassen um es direkt am Kap zu feiern. Auch kamen meine Kilometer der 10.000 immer näher. Ich rechnete alles aus ich stellte fest, Mist, bis hoch fehlen mir noch 40km. Doch das konnte und wollte ich so nicht akzeptieren.

Am 20.09. ging es dann zum Nordkap. Da ich so viel wie möglich sparen wollte, plante ich die Route so, dass ich erst gegen Abend dort ankommen würde wenn es kostenlos ist (sonst 30€ p.P. + Auto). Auf dem Weg machte ich dann einen 17km langen Abstecher Richtung Gjesvær um die Kilometer voll zu bekommen, drehte dann wieder und fuhr zum nördlichsten Fischerdorf der Welt, nach Skarsvåg. Bei strömenden Regen wanderten Tiama und ich zum Kirkeporten und hatten einen tollen Blick auf das Nordkap-Horn.




Wieder zurück am Auto war es nun spät genug um ans Nordkap zu fahren. Da die Kilometer aber immernoch nicht passten, fuhr ich noch einen Kilometer hin und her durchs Dorf und begab mich auf den Weg. Kurz vorm Parkplatz stellte ich fest, Mist, ein Kilometer fehlt mir immernoch. Also ging es wieder 400m zurück, drehen und auf den Parkplatz. Dort drehte ich noch eine Runde und hatte es tatsächlich geschafft den Motor bei genau 10.000km aus zu machen. GEIL! Ich war Happy, denn mein Plan ging perfekt auf. Ich lief zum Nordkap- Globus und feierte dort meinen Monatstag mit dieser tollen runden Kilometerzahl fast alleine an diesem besonderen Punkt.
Am nächsten Morgen hatte ich Sonnenschein und konnte noch ein paar tolle Bilder machen. Gegen Mittag hieß es dann Abschied nehmen von nördlichsten Punkt meiner Reise. Dank der mit Touristen überfüllten Busse fiel der Abschied überhaupt nicht schwer.











Auf dem Weg nach Alta machte ich nochmal einen kurzen Stopp am ehemaligen Schlafplatz zum Angeln, fuhr dann aber ohne Fisch weiter.
Meine Fahrt endete an einem Fjord mit tollem Ausblick auf die Stadt Alta.



Nur wenige Meter neben mir stand ein schönes Haus direkt am Wasser, bei dem sich 2 Personen aufhielten. Als ich Feuerholz suchte, wurde ich genau beobachtet und war mir nicht ganz sicher was hier verkehrt lief. Da Tiama jedoch schauen musste, was dort los war, kamen wir ins Gespräch und ich traf auf Mutter und Tochter. Seit einem halben Jahr besitzt die Jüngere von Beiden diese Hütte um darin ihre Wochenenden zu verbringen. Jedoch hat sie eine böse Nachbarin, welche versucht sie zu verjagen, indem sie ihr Grundstück verwüstet, das Haus mit Eiern bewirft und einen hohen Zaun direkt ums Haus gebaut hat. Die 2 Damen dachten erst, die Frau hätte mich geschickt und waren deshalb anfangs skeptisch. Wir haben dann einen sehr tollen Abend am Feuer gemeinsam verbracht und es kamen noch 3 weitere Norweger dazu. Es gab leckeres Essen und ich habe zum ersten Mal die Nordlichter in Norwegen sehen können.
Am nächsten Morgen wurden wir zu einem der Männer vom Vorabend zum Frühstück eingeladen und ich durfte so ein tolles Haus mal von innen sehen. Es war der Hammer, hier könnte ich direkt einziehen. Es erwartete mich dann ein 5* Frühstück mit Kaviar, Lachs und allem was das Herz begehrt. Da saß ich nun im Schlabberlook an diesem reich gedeckten Tisch und war mit der Auswahl völlig überfordert. Mein Frühstück ist in den letzen Monaten „etwas“ eintöniger.
Vollgestopft bis oben hin ging es dann zurück zum Auto, Ich packte alles, ging nochmal rüber zum Haus und verabschiedete mich dann. Es war eine schöne Zeit mit ihnen und es sind sehr glückliche Menschen, die gerne in ihrem Land leben, anders als ich es im Baltikum vorgefunden habe.




Am Abend kam ich dann an einem tollen Platz mit Blick auf die Gletscher und dem Fjord an. Wunderschön! Schon auf dem Weg musste ich immer wieder anhalten um zu fotografieren.




Nach einer intensiven Grundreinigung am Wasserfall am Morgen fuhr ich dann nach Tromsø und verbrachte etwas weiter dahinter die Nacht.






Der nächste Tag war ein Graus! Durch die Wassertropfen-Foltermethode bin ich aufgewacht, lag im Nassen und entschied, heute bewege ich mich keinen Zentimeter!!! Es regnete schon seit dem Vorabend wie aus Eimern und der Sturm trug dazu bei, dass das Wasser dieses Mal nicht nur durch die Abdichtung der Türen, sondern auch durchs Dachfenster kam. Die Temperaturen lagen den ganzen Tag um die 4°C und im Auto waren sie nur 1-2°C mehr. Als es dann noch mit schneien begann und die Hagelkörner durch die Zwangsbelüftung meines Dachfensters kamen, wurde die Stimmung nicht besser. Die Löcher sind nun zn, ersticken werde ich schon nicht!!






Das Wetter allgemein macht mir nun seit der Ankunft in Norwegen ganz schön zu schaffen. Es regnet fast durchgängig und die Sonne ist kaum zu sehen. Hinzu kommt, dass die Temperaturen auch die 10°C seit Wochen nicht mehr überschreiten und mein Auto nicht ganz dicht ist. Es wird immer wieder nass und kann wegen der Kälte auch nicht trocknen, was weder für mich noch für das Auto auf Dauer gut ist. Auch trocknet alles andere nur wenn ich es beider Fahrt an die Lüftung lege.


Allgemein macht das Fahren jetzt viel mehr Spaß, denn es ist die einzige Zeit in der ich mich wieder etwas Aufwärmen kann.
Das Wetter soll nun erstmal so schlecht und kalt bleiben und ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, Norwegen zu verlassen, nach Schweden zu fahren und irgendwann wieder zurück zu kehren wenn es wieder angenehmer ist.

Jedoch so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Mal schauen sie wie lang ich es noch aushalte :)