Dienstag, 23. Oktober 2018

Ein Viertel Jahr unterwegs und ein neuer Plan

Wie bis jetzt jedes Mal, passieren nach dem stundenlangen herumsitzen-und-Blog-hochladen Dinge, die die Reise ganz besonders machen und so hatte ich nun wieder eine tolle Begegnung. Erst spät abends bin ich aus Tromsø gestartet und kam gegen 22Uhr auf der Insel Senja bei viel Regen an. Neben mir standen 2 weitere deutsche Campervans. Da der alte VW Bus auch aussah, als wäre er schon länger unterwegs, habe ich am nächsten Morgen geklopft und ein Pärchen in meinem Alter kennengelernt. Da das Wetter nicht besser wurde, saßen wir den ganzen Tag in ihrem Bus und haben uns unterhalten, gemeinsam gekocht und uns super verstanden. Die Beiden sind schon seit 5 Monaten unterwegs und waren bis jetzt nur im Süden Europas.

Erster Morgen auf Senja

Der VW Bus "Melody" von Nadine & Marvin


Am nächsten Tag sind wir gemeinsam wandern gegangen, da das Wetter nun wieder etwas besser war. Wir haben dann noch einen weiteren Tag miteinander verbracht und uns dann vor den Lofoten getrennt, da ich erst auf die Vesterålen wollte.


Geniale Aussicht vom Gipfel des Husfjellet


Letzte Aussicht auf Senja, bei Botnhamn

Tiama zu Gast bei Nadine und Marvin


Dort habe ich dann 4 Tage bei relativ gutem Wetter verbracht und konnte auch mal wieder die ein oder andere Wanderung machen. Dabei kam ich an wunderschönen einsamen Stränden vorbei und habe einige Adler direkt über mir beobachten können. Jedoch musste ich Tiama auch immer wieder an die Leine nehmen um sie vor diesen riesigen Vögeln zu schützen.

Auf den VersteraVer


Strand bei Nykvåg



Auch haben wir uns das kleine Fischerdorf Nyksund angeschaut, welches mir vorher von ein paar Einheimischen empfohlen wurde. Es ist ein niedliches kleines Dörfchen und ist definitiv einen Besuch im Sommer wert, wenn dort etwas mehr Leben ist. Uns hat es aber dort trotzdem gefallen und gleich in der Nähe gibt es eine Wanderung. Vom Gipfel hat man einen tollen Blick auf Nyksund und die schöne Umgebung.

Ausblick auf Nyksund



Kurz vor dem Örtchen Bleik war es dann nun soweit. Direkt neben der Straße, auf einem großen Feld stand ein Elch. Vor lauter Freude und Begeisterung stierte ich das Tier nur an und kam erst auf die Idee, ein Bild zu machen, als er sich aus dem Staub machte. Zum Glück war jedoch das Feld so groß und ich konnte 10 Minuten lang dieses tolle Tier beobachten und noch einige Bilder machen. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen 😊

Nähe Bleik auf den Versterålen




Von den Vesterålen ging es dann auf die Lofoten weiter wo ich einige Wanderungen machen wollte. Leider musste ich nur immer wieder feststellen, dass die Wanderwege in Norwegen nicht besonders gut ausgeschildert und markiert sind, ich mich deshalb immer wieder verlaufen habe und frustriert war.

Wanderung zur "Geiß" auf den Lofoten


Die 2. Nacht auf den Lofoten habe ich dann mit dem Pärchen auf Gimsøy verbracht und wir hatten wieder viel zu erzählen. Bei ihnen konnte ich raushören, dass auch ihnen das Wetter und die Kälte ganz schön zu schaffen macht und sie schnell wieder in den Süden möchten. Wir haben uns dann wieder getrennt und für mich ging es weiter in den Südwesten der Lofoten.
Ich persönlich kann aber sagen, dass mir die Versterålen und Senja besser gefallen haben als die Lofoten. Die Landschaften sind sehr ähnlich und ich war teilweise “gelangweilt” auf den Lofoten nicht besonderes mehr zu sehen.


Kurze Wanderung bei Leknes


Kleines Fischerdorf Nusfjord

Uttakleiv

Hauklandbeach



Immer wieder gab es sehr starken Wind und viel Regen, ab und an auch Schnee und so richtig wohl habe ich mich nicht gefühlt. Seit meiner Ankunft in Norwegen habe ich nur noch sehr wenig Zeit außerhalb meines Autos verbracht und lag viel im Schlafsack wegen der Kälte. Als es dann an einem Tag wieder nur geregnet, gehagelt und gestürmt hat, habe ich mich entschlossen hier nun wirklich abzubrechen. Es bringt ja nunmal nichts sich von einem zum nächsten Tag zu schleppen, das hart ersparte Geld im teuersten Land zu verplempern und die Reise nicht mehr genießen zu können, zumal das Auto auch einfach nicht trocken werden kann.

Flakstadbeach - der letzte Tag auf den Lofoten


Jedoch habe ich das mit dem Auto schon verbessern können. An allen Stellen wo Wasser rein kommen kann klebt nun Gaffa. Tatsächlich hat es auch das meiste Wasser abhalten können. Außerdem steht jetzt ein Luftentfeuchter im Auto. Diese 2 Maßnahmen haben mir meinen Aufenthalt wirklich schon einfacher gemacht.
Aber da es für das Auto, Tiama, mich und die ganze Reise an sich besser war, sind wir am 9.Oktober aufgebrochen um Norwegen zu verlassen und waren eine Woche später dann in Rostock. Wir sind jeden Tag viele Stunden gefahren und die Laune wurde nicht wirklich besser. Jedoch war das Wetter in Schweden wirklich toll, sodass man mal wieder im Freien essen konnte. Angeschaut haben wir uns aber nichts. Wenn alles läuft wie geplant werden wir den Winter in Spanien oder Portugal verbringen und dann im Frühjahr wieder in den Norden fahren.
Immer wieder habe ich von anderen Reisenden gehört, dass sie mal eine Nacht vor der Werkstatt verbracht haben. So, das haben wir nun auch hinter uns. 😁
Am Abreisetag aus Norwegen hatten wir einige Stunden Fahrt vor uns. Kurz vor der finnischen Grenze war es dann plötzlich sehr glatt und der Freiträumer ist in einer Kurve mit 70km/h in die Leitplanke gerauscht. Völlig unter Schock bin ich noch bis zur nächsten Parkbucht gefahren. In diesem Moment war ich mir sicher, unsere Reise endet hier. Alles war im Auto verteilt und Tiama stand wie ich neben sich. Ich habe ein paar Minuten gebraucht um auszusteigen und mir den Schaden anzusehen, zu groß war die Angst was mich erwartet. Jedoch hatte ich einen sehr fleißigen Schutzengel. Nur mein Vorderrad war kaputt und sonst kein Kratzer am Auto. GOTT sei Dank!!! Und, dass auch weder mir noch Tiama etwas passiert ist war wirklich großes Glück.




Nach ca 1,5h wurden wir dann abgeschleppt und vor der nächsten Werkstatt abgestellt. Selbst der Abschleppdienst hatte in dieser Kurve seine Probleme, was mich etwas beruhigte. Der Mann war sehr nett und wir haben uns gut unterhalten. Als ich fragte, warum es ausgerechnet in Norwegen, im teuersten Land passieren musste, versicherte er mir, dass ich günstig davon kommen würde. Und tatsächlich, am nächsten Tag habe ich einen neuen Reifen bekommen und musste keinen Cent bezahlen. Ich war begeistert.
Da es in Norwegen keine normalen Winterräder gibt, ging es nun mit Spikes weiter. Jedoch bei der Straße, die mich dann erwartete hätte ich gern 4 solche Räder gehabt. Fast 200km ging es über stark vereiste Straßen und ich war mir nicht sicher ob ich lebend in Schweden ankommen würde. Aber es ging alles gut.

Winterwonderland in Finnland


Dieser See war komplett zugefroren
Endlich in Schweden


Tolles Herbstwetter in Schweden

Sich einmal wie die Prinzessin auf dem Thron fühlen :D👸






In Deutschland habe ich dann ein paar Freunde in Düsseldorf, Hamburg und Köln besucht, was keine besonders gute Idee war. Erstens habe ich festgestellt, dass ich mit der Auslandskrankenversicherung gar nicht in Deutschland versichert bin und zweitens hat es mich noch mehr runtergezogen. Nach 4 Wochen schlechtem Wetter und mieser Laune, einer Woche nur Fahren und zurück in den deutschen Alltag bringt einen total durcheinander. Ich habe das Gefühl, dass ich nun meine Reise wieder ganz von vorne beginnen muss und weiß teilweise nicht mehr was ich will. Eins steht fest, in Deutschland halte ich nicht mehr bevor ich richtig zurückkomme. Es hat alles nur schlimmer gemacht. Seit einer Woche habe ich nicht mehr im Freiträumer geschlafen, nicht auf dem Gaskocher gekocht und meine Freiheit genossen. Ich muss so schnell es geht hier wieder weg um wieder Spaß und Freude an meiner Reise zu haben.

Deutschland liegt nach 3 Monaten vor mir


Düsseldorf am Abend

Ich habe etwas Deko gekauft um es noch etwas gemütlicher zu haben

Spaziergang durch Hamburg


Auch war mein Aufenthalt in Deutschland sehr teuer. Da es nicht erlaubt ist mit Spikes zu fahren ging es zur nächsten Werkstatt um einen neuen Reifen zu bekommen. Dort wurde dann festgestellt, dass meine Achse durch die vielen schlechten  Straßen verstellt war und dadurch der andere Reifen auch komplett nieder war. Nun ja, das war eine teure Angelegenheit aber jetzt ist wenigstens wieder alles gut am Auto.

Und falls sich jetzt jemand fragt, ja, ich habe mich auch nach 3 Monaten Mal wieder richtig geduscht 😁

Ach und es gibt noch etwas neues.
Auf meiner bisherigen Reise wurde ich immer wieder gefragt, ob ich Instagram habe und konnte es immer selbstbewusst verneinen. Nunja, Dank dem Pärchen habe ich es jetzt auch :D (#freitraeumer20.7).
Ich wollte diese App nie haben, weil ich Angst hatte sie könnte meine Reise beeinflussen. Man ist ständig auf der Jagd nach einem noch besseren Foto um noch mehr Likes und Follower zu bekommen und ist kaum noch im Hier und Jetzt. Auch geben mir die vielen toll ausgebauten alten VW-Busse immer wieder das Gefühl, mein Gefährt wäre zu uncool - dabei war ich doch Mal so Stolz. Jedoch habe ich das “Problem” schnell realisiert und versuche trotzdem so viele Momente wie möglich nur für mich und Tiama zu genießen, ohne es der Welt mitzuteilen und sehe meinen Freiträumer als etwas Besonderes - mit einem schicken Bus kann ja jeder 😋
Denn ich mache die Reise nur für mich - für keinen Anderen!

Von Köln geht es nun weiter über Luxemburg in den Süden. Ich kann es kaum erwarten wieder richtig zu reisen, alleine zu sein und bei warmen Temperaturen schöne Landschaften zu entdecken.

Tja, Pläne sind da um verändert zu werden, das ist ja das Spannende daran!